Honeycassybooks
Veröffentlicht: 16. April 2025

Dieses Buch ist mein erster Versuch, ein längeres Werk zu schreiben, was sich viele meiner Leserinnen und Leser gewünscht haben. Aus den normalen etwa 200 Seiten haben sich fast 400 entwickelt, die ihr dann zu lesen bekommt. Die ersten beiden Kapitel gibt es natürlich schon zusammen mit der Beschreibung vorab.
Die Idee für das Werk kam mir bei einem Tag mit meinen Frauen am Strand. Draußen auf den Wellen schaukelte eine riesige Yacht und wir fragten uns, was dort vor sich geht. Dabei entwickelte ich wieder einmal eine meiner gefürchteten Ideen, die ich dann auch noch am gleichen Abend aufgeschrieben habe. Daraus entwickelte sich dann die gesamte Geschichte um das wenig erfolgreiche Berufsmodel Nora. Allerdings eine kleine Warnung vorab: In diesem Text gibt es wieder einige Szenen mit Kaviar, die für manche eher nicht so geeignet sind!
Das Berufsmodel Nora bekommt von ihrer Agentur kaum noch Aufträge und entscheidet sich trotz vieler Warnungen für einen Auftrag der zwielichtigen Eugene Beutlan. Die schickt sie zuerst zu einem kleinen Auftrag in Italien, der Nora richtig gut gefällt. Auch der zweite Auftrag, der sie nach Südafrika verschlägt, verläuft viel besser als erwartet. Dort trifft sie auf ihre gestellte Assistentin Zola. Die beiden kommen sich näher und bilden bei neuen Aufträgen ein Gespann. Nora entwickelt sich von Anfang an zur Sklavin ihrer Assistentin. Bei einem Auftrag in Mexiko stößt dann noch die gerade einmal 20-jährige Mascha als Sklavin dazu. Beutlan vermittelt den drei Frauen dann einen Auftrag in Miami auf einer Jacht. Dort sollen sie Bilder und kurze Clips drehen. Allerdings kommt es alles ganz anders als die Frauen glauben.
€ 6,99
1. Kapitel
Das letzte Foto von mir wurde gerade geschossen und in diesem Hinterhofatelier des Fotografen ging es sofort wieder hoch her. Diese Jobs waren extrem stressig, brachten kaum etwas ein und trotzdem musste ich sie einfach annehmen. Nach der Schule als junger Teenager lief ich bei einem Discobesuch mit einer Freundin einem Agenten über den Weg. Er gab uns beiden jeweils eine Visitenkarte und hoffte auf unseren Anruf. Meine Freundin warf seine Karte noch in der Nacht weg und machte einen Scherz daraus. Zu der Zeit trieben sich mehrere etwas ältere Männer mit dieser Masche in den Diskotheken herum. Gestimmt hat es fast nie.
Meine Karte versauerte fast ein Jahr in meiner Geldbörse, ohne dass ich sie beachtete. Stattdessen setzte ich mein Leben fort wie ich es sich nach der Schule entwickelte. Ich hatte eine Ausbildung als Modistin angefangen und lernte in einem relativ kleinen und unbedeutenden Betrieb die ersten Handgriffe. Schon als kleines Mädchen im Haus meiner Eltern liebte ich es, meine Puppen neu anzuziehen und einzukleiden. Das setzte sich dann immer weiter fort und obwohl in meinem Portemonnaie aus Zwiebelleder grundsätzlich Ebbe herrschte trieb ich mich fast jede freie Minute im Kaufhaus herum und probierte die neuste Mode an mir selbst vor dem Spiegel aus.
Leisten konnte ich mir die Klamotten nicht, aber in den engen Umkleidekabinen vor den hohen Spiegeln zählte nur mein Modegeschmack. Zu Hause saß ich dann an Schnittmustern, sparte mir ein paar Stoffe zusammen und nähte freiwillig per Hand meine ausgeschnittenen Stoffe zusammen. Daraus entwickelte sich dann auch mein eigentlicher Berufswunsch. Als Modistin entwarf man neue Klamotten oder Hüte, zeichnete seine eigenen Schnittbogen und fertigte in liebevoller Kleinarbeit neue Kleidung an. In meiner Vorstellung sah ich mich schon als große Modedesignerin, die auf den Laufstegen der Welt ihre neuen Kreationen vorführte.
Leider war aber meine Vorstellung extrem weit von der Realität entfernt. Ich saß in einem kleinen verstaubten Raum bei meinem Chef, musste jede einzelnen Schnittbogen doppelt und dreifach von ihm absegnen lassen und durfte die Stoffe auch nicht selbst aussuchen. Das Endergebnis ließ er sich dann von den Kunden abkaufen, die glaubten, es seien seine Entwürfe. Allerdings waren das alles meine Entwürfe und ich bekam weder das Lob der Kundinnen noch eine angemessene Bezahlung. Stattdessen gab es immer nur Druck und Zeitmangel, was mir so gar nicht gefiel. Irgendwann habe ich die Visitenkarte wieder gefunden.
Nach Wochen, in denen ich sie nur angestarrt hatte, traute ich mich schließlich, den Hörer in die Hand zu nehmen und dort anzurufen. Das führte zu einem ersten Treffen mit dem Agenten in einem öffentlichen Café. Dort lernten wir uns ein bisschen besser kennen und er stellte mir die einzelnen Möglichkeiten vor, die sich mir boten. Laut ihm gab es drei verschiedene Möglichkeiten, wie ich mein Geld verdienen konnte. Allerdings hatte nur eine davon etwas mit Mode zu tun. Es gab für mich die Möglichkeit, als Model zu arbeiten und mit meinen Fotos Geld zu verdienen. Jetzt musste ich zwar auf mein Gewicht und auf meine Ernährung achten, aber musste nicht mehr auf Zeit arbeiten.
Dafür waren meine Einkünfte jeden Monat extrem unterschiedlich. Einmal gab es mehr als genug Aufträge und ich verdiente auch mehr als genug, auf der anderen Seite gab es aber auch immer wieder Monate, in denen so gut wie gar keine Aufträge auf meiner Karte standen. Da musste ich dann sehr sparsam haushalten, um meine ganzen Rechnungen bezahlen zu können. In den letzten paar Wochen allerdings kam so gut wie gar nichts mehr dabei heraus. Es war nicht ganz so leicht, als Model sein Geld zu verdienen. Auf meiner Sedcard hatte ich im Laufe der Zeit einige Änderungen vornehmen lassen.
Gestartet war ich einzig und alleine als Model für Abendgarderobe und Casual Kleidung. Nach und nach kam dann Unterwäsche und sogar Teilakt dazu. Erotik und Pornofotos lehnte ich jedenfalls ab. Damit verdiente man zwar das meiste Geld, aber das konnte ich meinen Eltern einfach nicht antun. Außerdem schämte ich mich auch immer viel zu sehr, wenn mal auf einigen Bildern meine Brust zu sehen war. Ich fand meine kleinen extrem dunklen Nippel einfach unansehnlich und wollte mich eigentlich auch nie der Öffentlichkeit derart präsentieren. Zum Glück achteten die Fotografen meistens auf das Spiel von Licht und Schatten und man bekam nicht viel zu sehen.
In der letzten Zeit bekam ich aber so gut wie überhaupt keine Aufträge mehr, was meine Finanzen ganz schön durcheinanderbrachte. Meine Miete konnte ich fast nur noch mithilfe der Ersparnisse meiner Eltern bezahlen. Wann immer es nicht ganz reichte, gaben sie mir etwas dazu und wenn es dann besser lief, zahlte ich ihnen ihre Auslagen natürlich wieder zurück. Momentan reichte es nicht einmal mehr für die ganzen Fixkosten. Ich sprach dafür bei meiner Chefin vor und fragte nach deutlich mehr Jobs, die ich übernehmen konnte. Leider konnte sie mir aber nicht mehr anbieten. Es sei denn, ich würde mich vielleicht einmal für Erotikfotos verpflichten, um mein Geld etwas aufzubessern.
Das lehnte ich aber trotz längerer Nachdenkpause auch weiterhin ab. Als einfaches Berufsmodel für Kleidung, Unterwäsche oder Bademoden müsste eigentlich genug Verdienst möglich sein. Als letzte Chance nannte sie mir eine andere Agentin, die ab und an auch ihre Hände in zwielichten Geschäften mit drin hatte. Welcher Art konnte sie mir nicht beantworten, aber es gab in unseren Berufszweig mehr als genug Gerüchte, welcher Art solche Geschäfte waren. Meist ging es dabei um die Drogenszene, um Models für spezielle Jobs im Nuttengewerbe verfügbar zu machen. Zeitweilig gab es aber auch ganz anständige Sprungbretter für normale Models.
Wenn ich einen Job von ihr annahm, sollte ich darauf achten, dass es Jobs in Europa und in Staaten waren, in denen es nicht gerade eine sehr bestechliche Polizei gab. Da fielen die meisten Ostblockstaaten schon von vorneherein aus und auch die Türkei und Rumänien kamen nicht gut weg. Bevor ich zusagte und irgendwelche Fragen hatte, sollte ich noch einmal mit meiner Agentin Rücksprache halten. Bisher hatte ich es vermieden diese Chance zu ergreifen. Aber meine finanzielle Lage war mittlerweile dermaßen in Schieflage geraten, dass es einfach nicht mehr anders ging.
Zu Hause auf meiner alten Couch vor dem winzigen Fernseher, der irgendeine Spielshow ohne Ton zeigte, brütete ich am Abend über meinen Finanzen. Zusammen mit der Bezahlung vom heutigen Fotoshooting reichte es gerade einmal für zwei Drittel der nächsten Miete. Ein Blick auf den Kalender an der vergilbten Wand gab mir den Rest. Es war nur noch ungefähr eine Woche übrig und auf meiner Karte standen noch genau zwei Aufträge. Das würde im Leben nicht reichen, um den Rest der Miete aufzutreiben. Bei meinen Eltern stand ich auch schon mit fast 3000 Euro in der Kreide. Mehr ging da einfach nicht.
Um es anders zu sagen, stand mir das Wasser bis zum Hals. Wenn man nicht gerade in der Spitzenliga der Models mitspielte, war es ganz schön schwer, sein Geld zu verdienen. Aber bis in die Spitzenliga würde es für mich garantiert nicht gehen. Ich war schon 24 Jahre alt und sah nicht gerade aus wie eine Heidi Klum. Bei mir reichte es gerade einmal zu einer Heidi Klumpfuß. Dabei hieß ich nicht einmal Heidi, sondern meine Eltern nannten mich Nora. Entweder kamen in den nächsten paar Tagen wieder ein paar lukrative Aufträge auf meine Karte, oder ich musste mich wirklich bei der anderen Agentin um einen Job bemühen.
Da mein Abo im Fitnessstudio schon Ewigkeiten nicht bezahlt war und ich dort nicht einmal mehr bis in die Umkleide kam, musste Lauftraining in den Nebenstraßen ausreichen. Direkt nach dem Aufstehen zog ich meinen Sportdress an und begab mich in die kühle Morgenluft nach draußen. Mit einem moderaten Tempo wärmte ich meine Muskeln ein wenig an und absolvierte dann auf dem noch verlassenen Parkplatz eines Supermarkts meine Dehnübungen. Erst danach zog ich das Tempo etwas an und rannte, bis mir die Muskeln in den Oberschenkeln brannten. Doch bei allem dachte ich ständig an das fehlende Zahlungsmittel.
Nach meinem Lauftraining stellte ich mich unter die Dusche mit kaltem Wasser um wenigstens das Geld für die Wärmeenergie noch einzusparen und machte mich dann auf den Weg in das Büro meiner Firma. Vielleicht gab es ja noch einen oder ein paar neue Aufträge um meinen Zahltag noch etwas anwachsen zu lassen. Aber auf meiner Karte war einfach nichts weiter vermerkt. Ich sprach die Sekretärin an, ob noch mit neuen Aufträgen für die letzte Woche des Monats zu rechnen war. Sie schaute mich nur aus traurigen Augen an und meinte, »Viele Kolleginnen haben heute auch schon gefragt. Alles, was noch reinkam, war eine kleine Pornoproduktion. Mit mehr ist in diesem Monat nicht mehr zu rechnen, Nora. Das tut mir sehr leid für euch. Falls noch etwas kommt, rufe ich dich sofort an, aber ich befürchte dabei, was jetzt notiert ist, wird es bleiben.«
Jasmin, die Sekretärin, kannte unsere Sorgen schon die ganzen Jahre. Sie war immer die Erste, die von neuen Aufträgen für uns Models wusste. Viele waren es ja nicht gerade und sie konnte sich auch gut vorstellen, welche Probleme wir hatten. Sie bekam ein ganz normales Gehalt, während wir alle nach unseren Aufträgen bezahlt wurden. Von dem Geld ging natürlich noch ein gewisser Teil an die Agentur. Mir bleib wirklich nichts anderes mehr übrig als die zwielichtige Geschäftsfrau nach einem Auftrag zu fragen. Wenn das auch nichts wurde, musste ich mit meiner abgebrochenen Ausbildung als Modistin beim Amt betteln gehen.
Schweren Herzens mit Tränen in den Augen machte ich mich auf den Weg zu der Adresse ihres Büros. Woher sie ihre Aufträge eigentlich bekam, wusste niemand so genau. Sie hatte auch keine eigenen Models unter Vertrag. Alle ihre Aufträge wurden von Not leidenden Models besetzt, von denen es in letzter Zeit viel zu viele gab. Die ganze Branche gab nicht mehr wirklich viel Geld aus. Das meiste, was gesucht wurde, waren entweder Pornodarstellerinnen oder Models für hocherotische Bilder. Aber auch diese Jobs waren ziemlich begehrt und dementsprechend auch fast sofort vergeben. Ich kam dafür natürlich nicht infrage.
Der Geschmack der Kundschaft schien sich gewandelt zu haben. Fast alle Aufträge betrafen farbige Models. Am besten mit tiefschwarzer Hautfarbe. Dafür gab es mittlerweile Tausende sehr gut vergütete Aufträge und jede Menge Angebote aus allen Bereichen. Wir weißen jungen Frauen wurden schon fast gänzlich außer Acht gelassen. In jeglicher Zeitschrift fand man eigentlich nur noch gemischte Bilder. Ein paar weiße und der Großteil von schwarzen Models im etwas höheren Alter besetzt. Man wollte so die neue Wokeness bedienen, die derzeit überall grassierte. Ich hatte eigentlich nichts dagegen, wenn die Werbung ein bisschen bunter wurde, aber in diesem umkämpften Markt gingen wir dann unter.
Das Büro der Agentin Eugene Beutlan lag mitten in der Stadt in einem Bürokomplex mit endloser Fensterfassade. Das ganze Gebäude wirkte eher wie eine hochpreisige Bank und die Mieten für die einzelnen Büros mussten astronomisch sein. Seit ihrer Gründung belegte sie eines dieser Büros und trotzdem hielt sie sich keine eigenen Models für ihre ganzen Aufträge. Vielleicht war das aber auch ihr Geschäftsgeheimnis. Im Vorraum roch es fast wie in einem Massagesalon. Es fehlten einfach nur noch die Liegen. Wobei die Sekretärin eher keine Massagetherapeutin war. Sie sah eher aus wie aus einem billigen Pornofilm entsprungen.
Die hochgesteckten langen schwarzen Haare über dem in grellroten Farbtönen übermalten Gesicht voller Polsterkissen passten eher zu einem etwas älteren Pornofilm. Ihre raue und doch irgendwie piepsige Stimme unterstrich noch diesen Verdacht. Sie warf nur einen kurzen Blick auf meine Sedcard, verglich die Bilder darauf mit mir und fragte dann bei der Chefin nach, ob sie eine Nora Gelberholt erwartete. Natürlich erwartete sie mich nicht. Sie wusste noch nicht einmal, dass es mich überhaupt gab und doch stand ich im Vorraum ihres Büros auf der Suche nach einem Job, um meine Geldnot zu beenden.
Das war dann auch meine Eintrittskarte. Hinter dem großen Glasschreibtisch saß eine etwas ältere dickere Frau mit rotbraunen Haaren und kaum Make-up. Das, was ihre Sekretärin an leuchtenden Rot zu viel hatte, fehlte bei ihr aus irgendeinem Grund. Nicht einmal Lippenstift hatte sie aufgetragen. Sie sah mich nur kurz an, studierte dann die Einträge auf meiner Sedcard und bat mich, vor ihrem Schreibtisch Platz zu nehmen. Als Erstes fiel mir ihr französischer Akzent auf. Das erklärte auch ein Stück weit ihren ungewöhnlichen Vornamen auf dem Namenschild. Dort stand Eugene Beutlan in schwarzen Buchstaben auf einem transparenten Plastikteil.
Interessiert fragte sie, »Warum bist du hier, Nora?«
»Ich suche nach Aufträgen für mich. Mein Monat ist bisher nicht wirklich gut gelaufen und ich brauche einen Zuverdienst.«
Eugene nickte bedächtig, während ich sprach. »Verstehe. Du bist nicht die Erste, Nora. Derzeit ist das Verlangen nach Frauen wie dir auf dem deutschen Markt gleich null. Auch in meiner Heimat Frankreich ist derzeit irgendwie tote Hose. Was für einen Job stellst du dir vor?«
Ich dachte kurz darüber nach. Eigentlich war es mir egal was für ein Job. Hauptsache, er brachte mir genug Geld für den Monat ein. »Eigentlich spielt das keine Rolle. Wichtig ist, dass er gut bezahlt wird und mir auch genug einbringt.«
Sie tippte auf ihrer Tastatur herum und suchte mit den Augen auf dem Bildschirm nach einem Angebot. Währenddessen fragte sie, »Hast du einen gültigen Reisepass und keine Flugangst?«
»Einen Reisepass habe ich, aber geflogen bin ich, außer auf die Nase, noch nie.«
»Ich kann dir einen Job für Bademoden in Italien anbieten. Der wird richtig gut bezahlt. Allerdings findet der am Mittelmeer statt, wo es derzeit nicht gerade besonders warm ist, und der Fotograf scheint auch nicht ganz koscher zu sein. Zumindest habe ich in den letzten Monaten einige Storys über ihn gehört. Angeblich soll er sich einige Models mit auf sein Zimmer genommen haben. Wäre das was für dich?«
Italien. Bademoden und dann auch noch Mittelmeer. Das schien wirklich ein guter Auftrag zu sein. Der zudringliche Fotograf schreckte mich nicht wirklich ab. Ich konnte schon ganz gut alleine auf mich aufpassen, aber wenn es ein hübscher Italiener war? Ein paar zärtliche Stunden konnte ich mir schon sehr gut vorstellen. Übergriffige Fotografen gab es fast überall. Die Frage war nur, ob ich den Flug auch noch bezahlen müsste. Aber Beutlan beruhigte mich. Das Flugticket und den Hotelaufenthalt bezahlte der Auftraggeber. Die letzte Entscheidung brachte dann die Bezahlung für eine Woche Italien. Das würde meinen Finanzhaushalt beinahe sanieren.
Nach Abzug der Vermittlungsgebühr von Beutlan würden mir am Ende fast 4000 Euro bleiben. Natürlich musste ich die dann noch versteuern, aber alleine der Betrag ließ mich aufhorchen. Dermaßen viel wurde bei meinen anderen Jobs nie aufgerufen. Da blieben am Ende nur ein paar Hundert Euro auf der Habenseite übrig. Wenn dann die Steuer auch noch Zugriff halbierte sich die magere Ausbeute gleich noch einmal. Selbst wenn von meiner Bezahlung nach der Steuer nur die Hälfte blieb, konnte ich zumindest meinen Eltern schon einmal 500 oder ein bisschen mehr zurückzahlen. Freudestrahlend sagte ich zu und unterschrieb auch gleich bei Beutlan im Büro das entsprechende Angebot.
2. Kapitel
Bereits am nächsten Abend brachte mir die kriegsbemalte Sekretärin von Beutlan mein Flugticket und einige Unterlagen über meinen Auftrag vorbei. Als sie wieder verschwunden war, rannte ich wie wild durch meine kleine Wohnung, drückte mir das Ticket auf die Brust und jubelte vor Freude. Am Ende landete ich mit den ganzen Unterlagen in meinem Bett und studierte erst einmal, was da alles drinstand. Mein Flug sollte von Hamburg nach Pisa gehen und von dort wurde ich mit dem Auto nach Livorno ins Hotel gebracht. Wohnen sollte ich die Woche in einem Zimmer im Grand Hotel Palazzo Livorno. Das war als ein Vier Sternehotel angegeben.
Das klang alles viel zu schön, um wahr zu sein, und doch hatte ich die Unterlagen vor mir liegen. Das eigentliche Shooting sollte dann über mehrere Tage verteilt am Terrazza Macagni und direkt am Wasser stattfinden. Das einzige, was mich ein bisschen störte, war die derzeitige Temperatur an meinem Arbeitsort. Eine kurze Suche auf meinem Handy ergab eine Zahl von maximal neun Grad Celsius. Dazu dann noch die Bademode direkt am Wasser war nicht gerade ein Zuckerschlecken. Bei anderen Aufnahmen in Badesachen stand ich wenigstens vor einem Greenscreen im Warmen, aber hier sollte ich direkt am Strand stehen.
Da würde ich sicher innerhalb kurzer Zeit Eiswürfel ansetzen. Allerdings sollte es für uns beiden Models ein beheiztes Zelt am Strand geben. Immerhin war ich nicht alleine dort, sondern bekam auch noch einen männlichen Partner dazu. Wir sollten dann auf einigen Bildern ein Paar mimen. Vielleicht war das auch ein hübscher Italiener. Aber auf meinem Handy besuchte ich auch noch gleich eine Karte meines Zielortes. Direkt vor unserem Hotel sollte es eine schicke Pizzeria und auch noch ein Eiscafé geben. Das Eiscafé dürfte bei den Temperaturen wohl eher geschlossen sein, aber eine leckere Pizza ließ ich mir gerne gefallen.
Ein bisschen Spesengeld bekam ich vom Auftraggeber auch noch gestellt, stand in den Unterlagen. Wie viel das war, stand natürlich nicht dabei, aber ein bisschen Geld würde ich für die Woche bekommen. Das würde mir auch nicht von meiner endgültigen Bezahlung abgezogen werden. Das machte das Ganze noch ein bisschen besser. Ich musste eigentlich nur meine Klamotten und das, was ich sonst für mich brauchte mitbringen. Nur durfte das laut meinen Flugdaten nicht mehr als 25 Kilogramm sein. Aber für eine Woche brauchte ich nicht so viel zum Anziehen. Nur das kühle Wetter machte deutlich wärmere Kleidung notwendig.
Bereits zwei Tage später würde mein Flug von Hamburg aus starten. Ich musste nur noch meinen Koffer packen. Das machte ich dann gleich noch und räumte für mein erstes Abenteuer im europäischen Ausland meinen halben Schrank aus. Alles, was ich hatte, schien mir nicht wirklich für Italien angemessen. Vor allem nicht für die derzeitige Witterung. Das Beste, was mein Schrank an Winterkleidung bereithielt, stopfte ich in meinen Koffer, packte meine Kulturtasche und etwas Unterwäsche obendrauf und stellte das Ganze auf die Waage in meinem Badezimmer. Dabei fiel mir auf, wie blöd ich eigentlich war. Es waren gerade einmal 13 Kilogramm. Wenn ich wollte, konnte ich das Gepäck noch einmal verdoppeln.
Ich hatte mir ganz umsonst Sorgen gemacht. Da aber mit Ebbe im Portemonnaie ein Einkaufsbummel nicht möglich war und mir außerdem die Zeit fehlte, suchte ich in dem Wäscheberg auf meinem Bett noch einmal nach ein bisschen mehr Kleidung. Ein bisschen was fand noch den Weg in meinen Koffer bevor ich dann meinen Reisepass aus seinem Winterschlaf weckte. Dort war noch absolut nie irgendetwas eingetragen worden. Außer als Kind mit meinen Eltern hatte ich Deutschland noch nie verlassen. Nur im Sommer ging es mal für ein bisschen Urlaub nach Frankreich oder Österreich.
Das Schönste, was ich allerdings einmal zu sehen bekommen hatte, war Venedig. Auf dem Markusplatz bekam ich von meinem Vater sogar ein großes Eis spendiert. Allerdings war ihm das dann hinterher überhaupt nicht recht. Er erinnerte sich noch bis heute an den Preis, den er für mein Eis auf den Tisch legen musste. In Venedig war alles etwas teurer, aber Touristen aus Deutschland nahmen sie dort gleich reihenweise aus. Stolze 24 Euro musste er für meinen Früchtebecher, der zu 90 Prozent aus halb reifen Erdbeeren bestand, hinlegen. Danach war dann aus mit der Urlaubsstimmung. Für mich hoffte ich, dass die Preise in Livorno deutlich niedriger lagen.
Die anschließende Nacht brachte mir kaum Ruhe. Meine Gedanken kreisten um meinen ersten Auftrag und die Aufregung und gleichzeitige Vorfreude raubte mir den Schlaf. Erst mitten in der Nacht gelang es mir, endlich einzuschlafen. Leider hatte mein Wecker kein Einsehen und riss mich mit einem scheußlichen Geräusch aus meinem schönsten Traum. Ich hätte ihn gegen die Wand werfen können, so sauer war ich. Aber es half alles nichts. Ich musste mein Tagwerk beginnen und zog meinen Sportdress an. Das Rennen war mir überhaupt nicht genehm. Ich fühlte mich schon nach meinem Aufwärmtraining völlig überlastet, was wohl auf die sehr kurze Nacht zurückzuführen war.
Dementsprechend verkürzte ich meine eigentliche Strecke um mehr als die Hälfte und rannte die letzten Meter komplett ausgebrannt auf meine Wohnungstür zu. Im Badezimmer verlor ich meine Sportsachen und kletterte unter die Dusche. Das kalte Wasser war ich schon gewohnt, trotzdem störte es mich an diesem Morgen ganz besonders. Ich achtete eigentlich auf genügend Schlaf, aber alleine die Aufregung wegen des ersten Shootings auf nicht deutschem Boden sorgte für maximalen Zeitverlust. Da ich sonst nichts weiter zu tun hatte, lud ich mich selbst zum Mittagessen bei meiner Mutter ein.
Sie würde die Neuigkeiten für meinen Job in Italien sicher freuen. Nicht wegen des Geldes was sie dann zurückbekam, sondern weil es seit langem Mal wieder etwas völlig Neues war. Bereits um kurz nach Elf stand ich bei meiner Mutter vor der Tür. Sie unterbrach die Hausarbeit und wir setzten uns zusammen an den Küchentisch. Ich schwärmte ihr von dem Job vor und zeigte ihr Bilder des Tickets auf meinem Handy. Obwohl ich schon deutlich bei ihr in der Kreide stand, zog sie aus ihrer Haushaltskasse 100 Euro und drückte sie mir in die Hand. Dazu sagte sie, »Lass es dir ein bisschen gut gehen. Wenn du schon einmal nach Italien kommst, musst du unbedingt Pasta und Pizza probieren.«
»Mama«, schimpfte ich gespielt, »Ich flieg doch nicht wegen des Essens nach Italien. Ich habe dort ein Fotoshooting und muss Arbeiten.«
Sie fing an zu lachen und ergänzte, »Und natürlich wegen der Italiener. Wenn du schon hier keinen abbekommst, suchst du dir wenigstens da einen aus!«
»Was du nur wieder von mir denkst, Mama. Ich bin 24, das mit den Enkeln hat noch ein paar Jahre Zeit.«
Meine Mama lachte mich fast aus. »Du sollst ja auch keinen mitbringen! Aber so ein feuriger Italiener in den Federn sollte schon sein. Du bist doch keine Nonne. Du bist ein Model, da müssten die Kerle doch Schlange stehen und wenn du schon die Chance bekommst, einen Casanova abzugreifen, solltest du die auch nutzen.«
Das war wieder typisch meine Mutter. Mit ihren 50 Jahren auf dem Buckel machte sie sich mehr Sorgen um meine Bettabenteuer als über meine chronisch klamme Kasse. Aber so war sie schon immer. Als ich gerade mal in der Pubertät war, ließ sie es sich nicht nehmen mich darauf hinzuweisen, dass ich gerne meinen Freund mitbringen konnte. Dafür lagerte sie Kondome in der Schublade und wann immer ich mit einem Freund bei mir zu Hause war, schmuggelte sie ein paar davon in mein Bett. Sie meinte sogar, es wäre besser, wenn ich mir einen deutlich älteren Freund nehmen würde. Scherzhaft meinte sie dann, »Auf alten Schiffen lernt man segeln, Nora!«
Damit ich aber auch etwas für meinen späteren Mann tun konnte, schleifte sie mich mit an den Herd. Das war schon immer etwas, was sie an mich weitergab. Schon als Schülerin gab es für mich nichts Schöneres als mit meiner Mutter am Wochenende in der Küche zu stehen und das Essen zuzubereiten. Seit ich alleine wohnte, vermisste ich das gemeinsame Kochen am meisten. Wir beiden hatten da immer jede Menge Spaß und ich lernte mehr als genug Kniffe von ihr. Köchin war auch mal mein Berufswunsch, aber davon riet mir meine Mutter immer ab. In einem Restaurant war es nicht so wie zu Hause. Dabei stand man unter Zeitdruck, hatte kaum ein freies Wochenende und verdiente auch nicht viel.
Natürlich hätte sie mich auch dabei nach Kräften unterstützt, aber letztendlich hatte ich mich nicht nur wegen der Arbeit an Feiertagen und Wochenenden dagegen entschieden. Als Modistin arbeitete ich auch nur von Montags bis Freitags. Nur eben jetzt als Model nicht mehr. Teilweise musste ich da auch an den Wochenenden vor der Kamera stehen und meinen Job machen. Mittlerweile fand ich das nicht einmal mehr schlimm. Im Gegensatz zu meinem alten Job arbeitete ich jetzt deutlich weniger, bekam zwar manchmal auch weniger Geld, konnte mir aber meine Zeiten selbst einteilen. Bis auf die Jobs, dort musste ich natürlich pünktlich sein.
Ich verbrachte noch den halben Nachmittag bei meiner Mutter und verließ mein Elternhaus erst nach dem Kaffee. Sie wünschte mir sehr viel Spaß in Italien und erinnerte mich noch einmal daran, mir einen Casanova auf mein Hotelzimmer mitzunehmen. Versprechen konnte ich ihr das natürlich nicht, aber wenn mir einer der Anwesenden zusagte, konnte ich mir schon eine heiße Nacht vorstellen. Allerdings war ich auch so kein Kind von Traurigkeit und packte noch ein bisschen Spielzeug in meinen Koffer. Wenn ich schon in einem hübschen Hotel nächtigte, konnte ich mir während einer heißen Dusche auch meinen kleinen Freund in den Schlitz schieben.
Bevor ich mich ins Bett verzog, stellte ich meinen fertig gepackten Koffer vor den Schuhschrank in meinem Flur und legte meine Handtasche mit den Unterlagen darin gleich obendrauf. Damit ich im Flugzeug bei meinem ersten Flug überhaupt ein bisschen Ablenkung bekam und nicht in Todesangst über den Wolken hing, legte ich mir auch noch einen MP3-Player und meine Kopfhörer dazu. Vielleicht würde ich den auch gar nicht brauchen, weil mir der Flug sogar gefiel und ich ihn genießen konnte. Immerhin war es nicht wirklich ein langer Flug bis nach Pisa. Danach warf ich mich hundemüde in mein Bett.
Obwohl ich extrem aufgeregt wegen der Reise am nächsten Tag war, schlief ich relativ schnell ein. In meinem Traum kam dann auch der von meiner Mutter programmierte heiße Italiener ins Spiel. Wir verbrachten im Schnelldurchlauf einige Schäferstündchen in der Woche und als mein Wecker klingelte, blieb mir der nasse Fleck unterhalb meiner Hüfte nicht verborgen. In der Nacht musste ich wirklich ausgelaufen sein. Statt mein Sportprogramm aufzunehmen, wechselte ich noch eben das Bettzeug, ging Duschen und zog mir dann meine Jacke an. Vorsichtshalber plante ich für meinen Weg zum Flughafen eine Stunde mehr Zeit ein.
Ich war zwar viel zu früh am Flughafen, aber das war alles so aufregend für mich vor meinem ersten Flug, dass ich genug Zeit hatte, mich zurechtzufinden, und mir alles anschauen konnte. Meinen Koffer checkte ich bei einer netten Dame in der Uniform der Allitalia ein und sah mich nur mit meiner Handtasche ein bisschen um. Schon weit vor der Zeit brachte ich die Sicherheitskontrolle hinter mich und setzte mich an mein Gate. Die Maschine, die mich nach Pisa bringen sollte, stand schon vor dem großen Fenster und wurde gerade beladen. Zusammen mit einigen Kindern stellte ich mich vor die Scheibe und sah dem bunten Treiben zu.
Irgendwann bemerkte ich einige Unruhe hinter mir und die Eltern der Kinder holten meine Mitzuschauer vor der Scheibe ab. Die große Tür war aufgegangen und zwei Damen kontrollierten die Tickets. Einen Teil davon trennten sie ab und schickten die anderen Passagiere durch den Tunnel weiter. Ich stellte mich in die Reihe und hielt mein Ticket bereit. Es ging eigentlich relativ schnell voran. Ich gab der einen Frau mein Ticket wie all die anderen, sie riss einen Teil davon ab und schickte mich dann mit dem kleineren Teil weiter. Am Ende des Ganges betraten wir das Flugzeug, wo ebenfalls eine Frau in Uniform stand und uns mitteilte, wo wir unseren Sitzplatz fanden.
Ich staunte nicht gerade schlecht, als mich die Flugbegleiterin im Gegensatz zu den meisten nicht nach hinten schickte, sondern weiter nach vorne. Es hieß, ich würde nicht Holzklasse fliegen. Für mich war ein etwas höherwertiger Platz gebucht worden. Man nannte das Economy Plus. Ein Zwischending aus normaler Economy und der Business Class. Aber das war für mich eher unwichtig. Ich war wie jeder andere auch nur ein normaler Fluggast. Viel interessanter war aber, was draußen vor meinem Fenster passierte. Wir rollten plötzlich rückwärts vom Terminal weg und das Flugzeug drehte sich.
Dann stoppten wir kurz wieder und es ging nach einem aufheulen der Triebwerke langsam nach vorne. Wir entfernten uns immer weiter vom Terminal, rollten über immer andere Wege zu einer sehr breiten Straße mit Lichtern in der Mitte und blieben dort an einer Kreuzung stehen. Ich klebte wie ein Kind mit meiner Nase an der Scheibe. Auf ein unsichtbares Signal drehte das Flugzeug auf die breite Straße ein und nahm Geschwindigkeit auf. Das ganze Ding wackelte und zitterte, während wir immer schneller die Bahn langrasten. Plötzlich wurden die Triebwerke etwas lauter und das Zittern hörte komplett auf. Wir entfernten uns vom Boden und erhoben uns in die Luft.
Das, wovor ich am meisten Angst am Boden hatte gefiel mir hier oben in der Luft eigentlich am besten. Nur die Triebwerke gaben ihr monotones Brummen ab während wir uns immer weiter vom Erdboden entfernten. Ich fand es einfach nur toll. Das wurde sogar noch viel besser. Vor meinem Fenster wurde es plötzlich neblig und ich sah eine ganze Weile überhaupt nichts mehr. Doch dann blieben die Wolken unter uns zurück und ich staunte von oben über diesen flauschigen Teppich aus Wasserdampf. Nur vereinzelt sah man bis auf die Erde hinunter die sich immer weiter entfernte.
Als das Flugzeug nicht mehr weiter stieg, kamen die Flugbegleiterinnen mit Erfrischungen durch die Reihen. Ich wollte unbedingt ausprobieren, warum die meisten über den Wolken Tomatensaft tranken. Angeblich sollte das deutlich besser schmecken als auf dem Erdboden. Hinterher wurden wir sogar noch gefragt, was wir Essen wollten. Das war im Preis mit drin und wir bekamen sogar noch ein kleines Mittagessen serviert. Kurz nach dem Essen räumten die Flugbegleiterinnen wieder den Müll weg und das Flugzeug senkte die Nase etwas nach unten. Wir durchbrachen noch einmal die Wolken und näherten uns der Landebahn in Pisa.
Nach der etwas holprigen Landung und den Einreiseformalitäten stand ich dann endlich in Italien. Auf mich wartete ein junger Mann mit einem Namensschild und nahm mir sofort mein Gepäck ab. Er brachte mich in mein Hotel, wo bereits mein Auftraggeber auf mich wartete. Er stellte sich mir als Mario Pizutti vor und zeigte mir ein bisschen das Hotel. Dort gab es sogar einen angemieteten Raum, in dem sie die Ausrüstung und die Visagistin eingerichtet hatten. Ich lernte dort auch meinen Kollegen kennen, mit dem ich ein Paar mimen sollte. Er trug den Titel Model nicht umsonst. Ingo war wirklich ein netter Kerl mit schneeweißen Zähnen und kurzen schwarzen Haaren.


